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Ehrenmorde 2018

Moamed

geboren: 1999
Mordversuch: 31. Mai 2018
Wohnort: Essen
Herkunft: Syrien / Kurden
Kinder: wohl keine
Täter: ein syrischer Clan (10 Männer, 2 Frauen, zur Tat 22-46 J.)

Im 2. Halbjahr 2015 kommt ein syrischer Clan nach Deutschland. Man zieht ins Ruhrgebiet, wo einige Familienmitglieder schon seit 2012 wohnen.

Im Sommer 2016 wird Sina nach Syrien gebracht und mit 17 Jahren an einen knapp 10 Jahre älteren Syrer zwangsverheiratet, möglicherweise nur in einer Imamehe. Später findet die Polizei einen Kaufvertrag für die Braut: 1000 Dollar plus Gold. Möglicherweise hofft der „Ehemann“ auf eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Die Sache ist aber nicht ganz klar, zum Beispiel weil fraglich ist, ob die Familie tatsächlich im Jahr nach der Flucht schon wieder nach Syrien fährt. Der "Ehemann" ist ein Cousin der Mutter Muzgin (39 J.), er heißt Dlovan B. Sinas Vater heißt Khalon M., er soll Agrarwissenschaftler sein.

In einem Deutschkurs lernt Sina den gleichalten Syrer Moamed kennen. Die beiden verlieben sich. Das Foto einer Umarmung wird der Familie zugespielt. Also befragt der Clan im Frühjahr 2018 einen „Friedensrichter“ namens Kerkhaz A. (38 J.). Dieser weist die Familie an, Sina und ihren Freund zu töten. Später will man sich zunächst auf den jungen Mann konzentrieren.

Am 31. Mai 2018 wird Moamed in einem Hinterhof in Essen niedergestochen und fast zu Tode geprügelt. Man schneidet ihm den halben Skalp ab. Später findet die Polizei Handyvideos der Tat. Auch als Moamed blutüberströmt am Boden liegt, prügeln die 8 Männer weiter auf ihn ein. Erst als sie denken, er sei tot, lassen sie von ihm ab. Weitere Namen der Tatbeteiligten: Cousin Mostafa M. (22 J.) lebt von Sozialhilfe. Jalal B. (35 J.) gab u.a. für Sinas Ehemann eine Verpflichtungserklärung ab, damit er nach Deutschland einreisen kann. Der "Friedensrichter" Kerhaz hat 4 Kinder und bezieht ebenfalls Sozialhilfe.

Moamed wird notoperiert und überlebt knapp. In Essen und Viersen werden 3 Täter festgenommen. Niemand will aussagen. Als das Opfer vernehmungsfähig ist, kommen die Ermittlungen in Gang.

Im Juli werden weitere Tatbeteiligte festgenommen. Insgesamt sitzen 12 Syrer in Untersuchungshaft, darunter Sinas Eltern und ihre Tante Gulistan (47 J.) - 10 Männer, 2 Frauen. Alle sind aus Essen und Viersen, 2 aus Sachsen-Anhalt. An einigen Stellen heißt es, die Familie sei bisher nicht polizeilich aufgefallen. An anderer Stelle, in Naumburg habe es bereits Vorfälle gegeben, das Wort Integrationsverweigerung wird gebraucht.

Auch Sinas „Ehemann“ sitzt in Untersuchungshaft. Dieser hatte ebenfalls eine außereheliche Affäre, was im Clan aber niemanden beunruhigte. Sina sagt aus, dass nicht so schlimm sei, was passiert ist. Offenbar wurde sie unter Druck gesetzt.

Im November wird Anklage wegen gemeinschaftlich geplanten Mordes erhoben. Einige der Täter sind der Meinung, nicht sie - sondern das Opfer gehöre ins Gefängnis, da er an der Tat schuld sei. Bei 10 von 13 Beschuldigten ist der Asylantrag abgelehnt.

Im Januar 2019 beginnt der Prozess am Essener Schwurgericht. Im Visier der Staatsanwaltschatz sind vor allem 2 Frauen: Sinas Mutter Muzgin und ihre Tante Gulistan, die seit über 15 Jahren in Deutschland lebt. Die beiden Frauen sollen die treibende Kraft hinter dem Beinahe-Mord gewesen sein. Auch der "Friedenrichter" ist angeklagt. Er soll gefordert haben, nach syrischem Brauch die Leiche der Frau auch noch zu zerschneiden. Ein Angeklagter namens Mehyaddin befindet sich als Kronzeuge im Zeugenschutzprogramm. Er sagt aus, die Familie sei über einen Monat mit der Planung des Mordes befasst gewesen: "Es ging um Töten, Köpfen, Schlachten." Weitere Tatbeteiligte heißen Ali und Houssein.

Im April 2020 ist unklar, ob das Urteil gesprochen werden kann - in Deutschland ist das öffentliche Leben wegen Corona stark eingeschränkt. Schutzwände aus Plexiglas werden aufgebaut, alle müssen Mundschutz-Masken tragen. Die beiden Frauen werden zu Haftstrafen über 3 Jahren verurteilt, die anderen Täter zu Bewährungs- und Haftstrafen bis 8 Jahre und 6 Monate - wegen gefährlicher Körperverletzung.

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