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Ehrenmorde 2008

Sadiqua M.

geboren: 1978
fast erschossen: 21. Mai 2008
Wohnort: Hamburg
Herkunft: Afghanistan
Kinder: keine
Täter: ihr getrennt lebender Ehemann, Sultan Ahmad M., zur Tat 24 J.

Im April 2007 heiraten Sadiqua und Sultan Ahmad. Für die Parfümerie-Verkäuferin mit deutschem Pass ist es die zweite Ehe. Bereits einen Monat später schlägt Sultan seine Frau krankenhausreif. Zeugen rufen die Polizei, doch beide bestreiten den Vorfall. Erst als Sultan ein Jahr später seine Frau mit einem Bierglas niederschlägt und sie ins Krankenhaus kommt, verhängt die Polizei ein Näherungsverbot. Der Afghane darf sich weder der gemeinsamen Wohnung noch der Douglasfiliale, in der seine Frau arbeitet, nähern.

Doch Sultan hält sich nicht daran und verprügelt sie immer wieder. Am frühen Morgen des 21. Mais ruft er sie an und bittet um ein Gespräch in der ehemaligen gemeinsamen Wohnung, um alles zu klären.

Sie willigt ein. Es kommt zum Streit. Er droht, sie und ihre Familie umzubringen, wenn sie nicht zu ihm zurückkehrt.

Durch den Krach alarmiert, rufen die Nachbarn um 7.24 Uhr die Polizei. Als sie kommt, hören die Beamten Schüsse. Sadiqua läuft die Treppe herunter und wird an Schulter und Hüfte getroffen. Auch ein Polizist wird verletzt. Danach erschießt Sultan sich selbst.

Ist dieser Mordversuch ein Ehrenmordversuch? Auch wenn bislang keine Beteiligung der Familie und keine Zwangsheirat vermutet wird, finden sich doch andere typische Merkmale eines Ehrenmords: Sultan verdächtigt seine Frau, eine eigene, selbstbestimmte Sexualität zu leben. Anhaltspunkte dafür gibt es nicht, ihm reicht der Verdacht. Der Mordversuch hat eine Stalking-Vorgeschichte: monatelang lauert er seiner Frau auf, droht, ihr mit heißem Öl das Gesicht zu entstellen. Mehrfach droht er mit Mord, will ihre Familie umbringen (was ebenfalls nicht auf eine „normale“ Beziehungstat schließen lässt). Die Gefahr, dafür ins Gefängnis zu kommen, lässt ihn kalt. Überliefert ist der Ausspruch, es sei ihm egal, wenn er in den Knast muss.

Der NDR lässt nach der Tat einen jungen afghanischen Nachbarn zu Wort kommen: Es sei okay, seine Frau zu schlagen, wenn sie sich zu westlich kleidet. In muslimischen Familien herrsche eben islamisches Recht, nicht deutsches.

Links

www.welt.de
www.abendblatt.de

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