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Ehrenmorde 2007
Aylin Korkmaz
geboren: 1972
fast ermordet: 21. November 2007
Wohnort: Baden-Baden
Herkunft: Türkei / Kurden
Kinder: 3 gemeinsame Kinder, zur Tat 10, 12 und 14 J.
Täter: ihr kurdischer Exmann Mehmet Korkmaz, zur Tat 48 J., seit 1978 in Deutschland
Aylin ist nicht tot. Aber ihre Verletzungen sind so heftig, dass der Staatsanwalt im Prozess sagt, dass es solche Verletzungen sonst nur bei Leichen gibt.
Im März 1991 geht Aylin auf eine Wirtschaftsschule in der Türkei. Sie hat Abitur, träumt davon, Jura zu studieren, vielleicht nach England zu gehen.
Doch ihre Mutter hält nichts davon und stellt ihr einen angelernten türkisch-kurdischen Koch vor, der im reichen Baden-Baden lebt. Weil ihre Familie sie drängt, glaubt Aylin, dass diese Ehe ihr Schicksal ist und sie nichts dagegen unternehmen kann – eine fast typische Konstellation zwischen halb arrangierter, halb erzwungener Hochzeit, die sich in vielen Ehrenmordfällen findet.
Die junge Frau zieht nach Baden-Baden, lernt Deutsch und bekommt drei Kinder. Nach einigen Jahren beginnt Mehmet, sie zu prügeln. Zunächst darf sie nicht arbeiten, später erlaubt ihr Mehmet lediglich, an derselben Autobahnraststätte wie er zu arbeiten. So wird Aylin zur Autobahnraststätten-Kassiererin, obwohl sie Abitur hat und inzwischen gut Deutsch spricht.
2003 lässt Aylin sich scheiden, lebt aber weiterhin mit Mehmet zusammen. Auch das ist in Ehrenmordfällen nicht ganz ungewöhnlich. Denn er und seine Familie bedrängen Aylin. Möglicherweise fürchtet sie sogar um das Leben ihrer Kinder. Nach dem endgültigen Auszug im Juni 2007 verhängt die Polizei wegen weiterer Gewalttaten ein Näherungsverbot.
Doch Mehmet hält sich nicht daran. Im November 2007 lauert er ihr in der Raststätte auf, zerrt sie in einen Umkleideraum und versucht, sie mit 27 Messerstichen zu töten. Zwei davon zielen mitten in die Brustwarzen, einer spaltet ihre Nase. Das rechte Ohr schneidet er ihr ab. Danach lässt er sich ruhig von der Polizei abführen. Als er hört, dass seine Frau noch lebt, rastet er aus und schwört, sie zu töten, sobald er wieder frei ist.
Vor Gericht betont Mehmet, wie sehr er seine Frau geliebt hat und was für ein guter Vater er war. Auch das ist üblich für Ehrenmörder vor Gericht. Sie sehen sich selbst als Opfer ihrer gemeinen und hinterlistigen Frauen. Sie plädieren auf Affekt, obwohl sie ihre Tat geplant haben. Auch Mehmet hat eine übliche Rechtfertigung: „Das, was sie mit mir gemacht hat – in der Türkei hätte man dafür ganz andere Dinge mit ihr angestellt.“ Ob Mehmet nach 30 Jahren in Deutschland Deutsch spricht, weiß nicht einmal sein Verteidiger.
Im August 2008 wird Mehmet vom Landgericht Baden-Baden wegen versuchten Mordes zu 13 Jahren Haft verurteilt.
Anfang 2010 veröffentlich Aylin Kormaz ihr Buch "Ich schrie um mein Leben".
Links
www.spiegel.de
www.süddeutsche.de
www.rp-online.de
www.spiegel.de